Musiklehre für Gitarre |
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| | 4.7. | Die Modi, die Kirchentöne |
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Die Modi, die Kirchentöne
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Die Grundlage der mittelalterlichen Musikpraxis bilden die Modi (modus, lat. = Regel, Art und Wechsel), auch Kirchentöne (Kirchentonarten) genannt. Es sind Tonarten, die jede eine eigene Tonalität bilden und sich nach und nach aus Melodiefloskeln der Gregorianischen Choräle und der Volksmusik ergaben. Um 850 wurden sie erstmals in einer theoretischen Schrift erwähnt.
Die Modi ordnen den Oktavraum in Ganz- und Halbtonschritte. Der Schlußton trägt die Bezeichnung Finalis (fines, lat. = Ende). Je nach Lage des Schlußtons unterscheidet man authentisch und plagal. Während der Tonraum des authentischen Modus mit der Finalis beginnt, bestimmt der plagale Modus den einer Quarte tiefer gelegenen Oktavraum. Er erhält die Vorsilbe Hypo (griech. = unten). Neben der Finalis gibt es in den Melodie (Psalmen) einen weiteren wichtigen Ton, den Rezitations- oder Reperkussionston (auch Tenor, Tuba, später Dominante).
Jeder Modus hat, analog zur Dur- und Molltonleiter, zwölf Tonarten (z.B. c-Dorisch, d-Dorisch, es-Dorisch, usw.).
Seit dem 10. Jahrhundert sind acht Modi bekannt, deren Namen aus der griechischen Musiktheorie übernommen wurden:
(Zum Hören die Tonleiter anklicken!)
Authentisch:
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Plagal:
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Dorisch (1. Modus):
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Hypodorisch (2. Modus):
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Phrygisch (3. Modus):
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Hypodorisch (4. Modus):
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Lydisch (5. Modus):
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Hypodorisch (6. Modus):
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Mixolydisch (7. Modus):
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Hypomixolydisch (8. Modus):
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Hervorgerufen durch die Mehrstimmigkeit und den Einfluß der Volksmusik, wurde im weiteren Verlauf der Musikentwicklung im 1. und 5. Modus anstelle des h ein Halbton tiefer (= b) gesungen. Um 1550 erfolgte eine Erweiterung von 8 auf 12 Modi:
Äolisch (9. Modus):
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Hypoäolisch (10. Modus):
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Ionisch (11. Modus):
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Hypoionisch (12. Modus):
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Der Modus von h - h1, Lokrisch genannt, blieb ohne Bedeutung.
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Der im 16. Jahrhundert zunehmende Einfluß des Harmonischen führte schließlich zur Vorherrschaft der aus dem Ionischen una Äolischen hervorgegangenen Dur- und Molltonleitern. Die Modi wurden weitgehend zurückgedräng. Ionisch und Äolisch sind melodisch bestimmt, Dur und Moll dagegen harmonisch festgelegt. An die Stelle der Modalität trat die Tonalität.
Die Vorzeichen der transponierten Modi (bezogen auf den Finalis):
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Übersicht der Modi
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(Zum Hören die Tonleiter anklicken!)
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